ALLES AUSSER MARZIPAN
gemeinsam mit Sarah Fripon
Kunstraum SUPER
8.12.2020 - 10.01.2021
geöffnet jeden Freitag (ausser Feiertag) von 14-18 Uhr
und nach Vereinbarung
Marschmallows, Schokoladentafel in Alufolie, Götterspeise, Mäusespeck und Himbeermilchshake
machen Freude.
"ALLES AUSSER MARZIPAN“ umfasst Objekte, die sich den Lebensmitteln mit dem
geringsten Nährwert, aber dem größtem Lustgewinn widmen. Wenn wir uns fragen, wovon wir umgeben
sind, jetzt und heute, dann zählt dazu auch Essen, das nicht sättigen, nicht kräftigen, sondern Spaß machen
soll. Vieles davon kennen wir seit Kindertagen: Wir verbinden die Lebensmittel aus unserer Kindheit mit
speziellen Gefühlen und Erinnerungen, seien es gute oder schlechte. Essen kann Assoziationsketten
kreieren und Geschichten erzählen. Es bindet uns an unsere Herkunft und hat einen besonderen
Erinnerungswert. Siegfried Kracauers bekanntes Plädoyer appliziert also auch auf Junkfood: „Der Ort, den
eine Epoche im Geschichtsprozess einnimmt, ist aus der Analyse ihrer unscheinbaren
Oberflächenäußerungen schlagender zu bestimmen als aus den Urteilen der Epoche über sich selbst,“
Himbeerzuckerl und Lakritz beispielsweise könnten die Geschichte von zwei Frauen erzählen. Die eine
Österreicherin, die als Kind in Wiener Zuckerlgeschäften der altmodischen Sorte ihre Zeit verbrachte, die
andere Deutsche, die von ihrem Vater stets heimlich die harten Salzlakritz-Katzen aus dem Handschuhfach
genascht hat, die man in Wien nicht einmal findet.
Lebensmittel aus unserer Kindheit werden zu Komfortnahrungsmitteln, die wir als Erwachsene in Zeiten der
Frustration und des Stresses oder schlicht zur Selbstbelohnung suchen. Mit der Serie „Junkfood“
beschäftigen wir uns genau mit solchen Themen: Welches Verständnis von Lustbefriedigung und welche
Assoziationen werden durch Junkfood transportiert, wenn es als Nahrungsmittel völlig jenseitig jeglicher
„Bedürfnisbefriedigung“ angesiedelt ist, sondern lediglich Unterhaltungswert hat und auf ein Begehren ohne
Mangel rekurriert?
Unser Zugang ist stark vom Material geprägt. Wir versuchen nicht, den Ausgangspunkt, also das
Nahrungsmittel, detailgetreu wiederzugeben. Vielmehr geht es darum die Spuren des (Er-) Arbeitens
sichtbar zu lassen; das Material, aus dem die Arbeit gemacht ist, mitsprechen zu lassen.
Text: Sarah Fripon und Julia Haugeneder
